Einfallsreichtum, Rhythmus, Farben, wellenförmige Pflanzen- und Blumenmotive – das ist der Art nouveau, der französische Jugendstil. In Nancy hat dieses goldene Zeitalter zahlreiche Spuren hinterlassen, wie die wunderschöne Villa Majorelle. Wir haben mit der Person gesprochen, die sich am besten mit diesem Thema auskennt: die Kuratorin Valérie Thomas.
Eintauchen in den Art nouveau
in der Villa MajorelleArt nouveau – ist Ihnen bekannt? In Deutschland nennt man diese Kunstbewegung Jugendstil. Das Museum der Schule von Nancy, die Daum-Kollektionen im Museum der Schönen Künste und die Villa Majorelle zählen in Nancy zu den schönsten Beispielen dieser Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Strömung.
„Der Art nouveau setzte sich für die Erneuerung eines Lebensumfelds ein, um es angenehmer und zeitgemäßer zu gestalten“, erklärt Valérie Thomas, die Kuratorin des Museums der Schule von Nancy.
Die Villa Majorelle ist heute eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür. Nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof Nancy entfernt, ist die Villa leicht zu Fuß zu erreichen. Entweder über die Rue de la Commanderie oder die Avenue Foch, die beide einige bemerkenswerte Gebäude im architektonischen Stil der Schule von Nancy aufweisen. Treten Sie ein, die Tür ist offen.
„Es ist ein angenehmes, warmes und harmonisches Haus dank der verwendeten Materialien, die ihm eine gewisse Einheit verleihen. Vor allem, und ganz wichtig, bietet der Ort eine ganz andere Erfahrung als ein Museumsbesuch: Wir haben so wenig Informationstafeln wie möglich eingesetzt, um dem Besucher den Eindruck zu vermitteln, sich als Gast in einem normalen Wohnhaus zu befinden.“.
Und sich wohlzufühlen. Wie könnte es auch anders sein? 1901 beauftragte Louis Majorelle, Kunsttischler und wohlhabender Industrieller, den Architekten Henri Sauvage (stark beeinflusst von Hector Guimard, der die Pariser Metrostationen entworfen hat) mit dem Entwurf der Villa. Sie verbindet die Schönheit der Form mit Komfort, wobei die Pflanzenwelt die hauptsächliche Inspirationsquelle darstellte.
Ein Haus mit einer einzigartigen Persönlichkeit, das genau dem entspricht, wofür der Art nouveau stand, nämlich „die Verkörperung der lokalen Identität“, wie Geschichts- und Kunstbegeisterte sicherlich wissen.
„Die Villa war ein Mittel, den Deutschen, die zwar das Elsass und die Moselregion, nicht aber das Departement Meurthe-et-Moselle annektiert hatten, den Reichtum der Region zu zeigen.“
Stadtrundgang 100 % Art nouveau
Tauchen Sie bei Ihrer Ankunft in Nancy in die Vergangenheit ein und erleben dank unserer Multimedia-Audioführern die einzigartige Atmosphäre der Jugendstilzeit. Wir würden Ihnen einen Bummel durch die Straßen der Innenstadt empfehlen, der Hochburg dieses weltberühmten künstlerischen Erbes.
„Noch heute kann man die wunderschönen Glasmalereien von Jacques Gruber im Inneren der jetzigen LCL-Bank bewundern. Nicht zu vergessen, das Kaufhaus Vaxelaire, von dem leider nur noch einige Fassaden erhalten sind“, unterstreicht Valérie Thomas.
Außerhalb des Stadtzentrums, im Saurupt-Park, befinden sich noch einige wunderschöne Jugendstilhäuser.
„Ich empfehle besonders die sehr gut erhaltene Villa Les Glycines von Emile André. Es gibt noch eine Reihe anderer Gebäude aus den Jahren 1910-1920, die einen guten Gesamteindruck über die Architektur dieser Epoche vermitteln.“
Villa Majorelle – virtueller Besuch
Dank digitaler Technik schreibt sich Geschichte nun in der Gegenwart. Als Vorbote der Moderne hat sich auch die Villa Majorelle auf einen digitalen Weg gemacht – mit einer entsprechenden App für Besucher, die auf den üblichen Plattformen heruntergeladen werden kann und zusätzliche Informationen zu den Werken und Räumen der Villa bereithält.
Dank dieser Anwendung haben Personen mit eingeschränkter Mobilität jetzt virtuellen Zugang zur Terrasse und anderen Bereichen der Villa.